Petra Paffenholz

Petra Paffenholz – Ein Portrait

Von Dorothée Bönsch-Hochgürtel M.A.

Nach einem Studium der Freien Kunst an der Werkkunsthochschule Köln u.a. bei Daniel Spoerri, Stefan Wewerka und Eckard Alker (und einer Zusatzausbildung in Kunst- und Textilgestaltung für die Sekundarstufe I) war Petra Paffenholz lange Jahre freiberuflich tätig als Kostümbildnerin und Maskengestalterin im Film- und Theaterbereich, als Illustratorin von Kinder- und Schulbüchern sowie als Dozentin für unterschiedlich akzentuierte Kunst- und Kreativitätsprojekte an Schulen. Ihre Entwicklung zur Freien Künstlerin vollzog sich – sinnbildlich gesprochen – in „Jahresringen“… vorstellbar, wie sie bei einem starken Baum für eine gesunde, natürliche Entwicklung stehen. Sie ist Mitglied im Bundesverband Bildender Künstler (BBK), stellt regelmäßig aus und wurde in der Vergangenheit mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.

Eine aktuelle Auswahl

2007
Preisträgerin im Wettbewerb „Kultur- und Skulturenpfade: Die Sicht“. Eine Ausschreibung der Stadt Diepholz zum Thema Ressourcen undNachhaltigkeit in Zusammenarbeit mit dem lokalen Agenda 21-Förderverein. In diesen „wertschöpfenden“ Ausstellungsort hinein platzierte sie selbstbewusst ihre Sicht auf das Thema Unendlichkeit. Sie hinterließ der Stadt – die großräumigen Konzeptmöglichkeiten der Land Art raumgreifend nutzend – ein monumentales und doch sehr persönliches Statement. Neun unterschiedlich große, durchlässige Würfel aus Stahl („Cubes“) stellte die Stadt Diepholz nach ihrem Modell – im April 2014 wurde aus dem Großprojekt dann endgültige Realität – in eine weitflächige Agrarlandschaft hinein. In den logisch aufeinander bezogenen Formaten aus der Fibonacci-Zahlenreihe (von jeweils 0,20 Meter des kleinsten Quaders bis hin zum beeindruckenden Großformat von 6,80 Meter einer Seitenlänge/Außenkante) wirken die in ihrer kühlen Materialität so greifbar realen „Cubes“ auf dem Hintergrund der sich im Wechsel der Jahres-, Tages- und Nachtzeiten ständig verändernden Landschaft surreal, ja geradezu magisch verfremdet… wie kontrollierte Übergänge in unkontrollierbare Bewusstseinslandschaften.

2007
Gewinnerin der Ausschreibung zur künstlerischen Gestaltung eines Wanderpokals: „Bopp“ wird seitdem im Auftrag des Stadtverbands Kultur von der Stadt Bergisch-Gladbach für herausragende Kunst- und Kulturprojekte vergeben.

2008
Zweite Preisträgerin im historischen Schlosspark Stammheim mit der temporären Installation „Raumerweiterung“, eine weitere ihr den künstlerischen Weg weisende Arbeit zum Thema Veränderung, Transformation.

2009
Hommage an Nam June Paik, Happening respektive Performance mit Mary Bauermeister u.a., aus der heraus die 7-teilige Arbeit „Hommage an ein Klavier“ entstanden ist. Hier geht es – in Anlehnung an die Fibonacci-Zahlenfolge (ein proportionales Maß, das sie bereits in ihrer Skulpturen-Arbeit „Cubes“ künstlerisch umgesetzt hatte… nach dem die Summe zweier benachbarter Zahlen die unmittelbar darauffolgende Zahl ergibt) um die Übertragbarkeit dieses Prinzips auf die Kunst. Quasi als ästhetische Norm, als logisch-mathematische Annäherung etwa an den Goldenen Schnitt. Immer sind es existenzielle Themen wie Zufall, die Gesetz- und Verhältnismäßigkeit der Dinge oder die vielen Aspekte der Unendlichkeit, mit denen Petra Paffenholt künstlerisch experimentiert.

2010 und 2013
Teilnahme an den Ausstellungen „Mixed Media“ und „Figurativ“ im größten europäischen Keramikmuseum Westerwald (Höhr-Grenzhausen) u.a. mit skulpturalen Arbeiten zum Thema Fremdkörper

2011
Jurierte Auswahl für Drawing Symposium in Hudderfield, England

2013
Gemeinschaftsausstellung „Ton-in-Ton“ im Töpfereimuseum Langerwehe

2014
Fertigstellung der Installation „Fibonacci-Cubes“ in Diepholz

Nach Arbeitsaufenthalten in der Schweiz (Fondatione Sciaredo in Barbengo 2012 und ein Artist- in-Residenz-Stipendium in der Villa Sträuli in Winterthur 2013) begann Petra Paffenholz mit einem meditativen Zeichenstil aus kleinteiliger Kombination von Zeichenelementen, die sich zu einer „Graphik des Denkens“ zusammenfügen. Mit feinen kalligraphischen Linien erzeugt sie in immer neuen Variationen Spuren von Gegenständlichkeit und Schatten von abstrahierter Illusion. Bis hin zur äußersten Verdichtung, Überlagerung der Zeichen, ja bis zur Verdrängung der flächigen Physis. So erlangt etwa ein plan und eben skizzierter Schlitz, je nach Einsatz und Intensität der zeichnerischen Mittel, plastische Tiefe oder auch Erhabenheit. Mit dieser von ihr geradezu verwirrend präzise angewandten Technik führt sie an künstlerische Ausdrucksformen der Realitätskonstruktion heran. Aus der Nähe betrachtet, nimmt das Auge des Betrachters Strukturen wahr, die ins Leere laufen, sich im Nichts aufzulösen scheinen. Aus der sicheren Distanz gesehen, wirkt dagegen eine feingezeichnete Arbeit – etwa ein Farbblatt auf bestem Büttenpapier – als homogenes Ganzes, als ruhige farbige Fläche. Und immer anders, je nach Lichteinfall und Betrachtungswinkel. In ihrer Bedeutungsoffenheit laden die Arbeiten der Künstlerin förmlich zur Meditation ein. Petra Paffenholz schafft wohltuend undogmatische Projektionsflächen für die eigenen inneren Bilder, Denk-Anker im Meer zu glatter, dem Mainstream des Zeitgeistes ausgelieferter Sinneseindrücke.

„Mein Glück liegt in den Fingerspitzen“, sagt die Künstlerin über sich selbst und meint ein Körpergefühl, das sich einstellt beim Tun – ohne Masterplan, ohne akademische Reglementierung und ohne festgelegte Richtung. In sorgsam edierten Skizzenbüchern erprobt sie neue Themen und Techniken, sortiert vor – gibt sich also Struktur – „so dass ich mich nicht verliere in meiner Ideenflut, nicht darin untergehe sondern mich freischwimme mit dem Thema“. Die eigentlich künstlerische Arbeit sieht Petra Paffenholz darin, im schöpferischen Prozess zu sein… „dran zu bleiben“ an einem schwierigen Gestaltungsmoment, sich in ihn zu vertiefen… um daraus eine Haltung zu entwickeln, eine Position… um dann erneut zu wachsen. „Kein Stillstand, nie.“

Kunst ist dann hilfreich – Realitätskonstruktion im besten Sinne – wenn sie Orientierung gibt und doch Freiraum lässt, wenn sie Übergänge anbietet, Denk-Schleusen, so wie es die Stahl-Körper der Petra Paffenholz im Diepholzer Landart-Projekt tun. Kraftvoll und autonom, auf sich selbst gestellt und selbsterklärend sieht die Künstlerin ihre großartige Installation, koppelt sie ab von ihrer Person und übergibt ihr Kind an die Zukunft: „Das wird mich überleben!“


Petra Paffenholz – Portrait

© Dorothée Bönsch-Hochgürtel M.A. / Media Scientist / Art Journalist

Following her studies in FINE ART at WERKKUNSTHOCHSCHULE KÖLN under teachers including DANIEL SPOERRI, STEFAN WEWERKA and ECKARD ALKER (and additional training in art and textile design teaching), PETRA PAFFENHOLZ spent many years working freelance as a costume and mask designer in the areas of FILM AND THEATRE, as an ILLUSTRATOR for children’s books and textbooks and as a LECTURER for a wide range of ART and CREATIVITY-RELATED school projects. Her development into a FREELANCE ARTIST took place – metaphorically speaking – in “growth rings” – much in the way of a strong tree’s natural growth. She is a member of the Federal Association of Visual Artists (BBK), she regularly exhibits her work and has been awarded a number of prizes in the past. Selection of recent activities:

2007
award winner in the competition „KULTUR- UND SKULPTURENPFAD: DIE SICHT“ (culture and sculpture trail: the view).
Tender of the TOWN OF DIEPHOLZ on the issues of RESSOURCES and SUSTAINABILITY in cooperation with the local AGENDA 21 Petra Paffenholz confidently added HER VIEW of the issue of INFINITY to the “value creating” exhibition site. She generously used the conceptual large-scale options of LAND ART to provide the town with a monumental yet very personal statement. Following the artist’s model, NINE differently sized, open STEEL CUBES were placed in a spacious, agricultural landscape by the town of Diepholz. The large project finally became REALITY in April 2014. The CUBES with their interrelated formats based on the FIBONACCI series (ranging from 0.20 metre for the smallest cube through to an impressive outer edge size of 6.40 metres) with their cool sense of materiality, appear tangibly real. The ever changing background that constantly evolves as the hours and the seasons change, make the CUBES seem surreal and even magically distorted… like a controlled transition into uncontrollable landscapes of awareness.

2007
Winner of a call for designs for a TRAVELING TROPHY: “Bopp” has since been awarded to outstanding artistic and cultural projects, on behalf of the cultural association of the town of BERGISCH GLADBACH.

2008
runner up in the historic PALACE GARDENS STAMMHEIM
with her temporary installation “RAUMERWEITERUNG” (spatial expansion), another landmark piece on the issue of CHANGE and TRANSFORMATION that has been guiding Petra Paffenholz on her artistic journey.

2009
HOMAGE TO NAM JUNE PAIK,
EVENT / PERFORMANCE with MARY BAUERMEISTER and others, that gave rise to the 7-part project “Hommage an ein Klavier” (tribute to a piano). In line with the FIBONACCI series (a proportional system that the artist interpreted in her previous SCULPTURE PROJECT “CUBES”, where the sum of two neighbouring numbers results in the following number), this project deals with the transferability of this concept to art. Basically an aesthetic NORM used as a logical-mathematical approximation to, for example the GOLDEN RATIO. In her artistic experiments, PETRA PAFFENHOLZ is always occupied with existential issues such as COINCIDENCE, ORDER and PROPORTIONALITY of things or the countless aspects of INFINITY

2010 and 2013
participation in the exhibitions “Mixed Media” and “Figurativ” in Europe’s biggest pottery museum “KERAMIKMUSEUM WESTERWALD” (Höhr-Grenzhausen) with pieces including sculptures on the subject of FOREIGN BODIES

2011
short listed for Drawing Symposium in HUDDERSFIELD, England

2013
Team exhibition “Ton-in-Ton” in the POTTERY MUSEUM LANGERWEHE

April 2014
completion of the installation “FIBONACCI-CUBES” in Diepholz